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Glasfaser Hausanschluss

Der Wechsel von der Deutschen Telekom zur Deutschen Glasfaser (DG) ist ziemlich langwieriger Prozess. Einerseits sind die auslaufenden Verträge mit der Telekom zu berücksichtigen zum anderen die Herstellung der neuen Infrastruktur. Laut  einer Pressemitteilung beabsichtigt die DG ab dem Herbst die Anschlüsse in Borsdorf zu aktivieren. Bei uns muss nur noch die Hauswand zum Hauswirtschaftsraum durchbohrt werden, denn das orangefarbene Leerrohr mit der enthaltenen Glasfaser ist seit Monaten vorhanden. Es ist nachvollziehbar, dass die DG uns erst kurz vom  dem Ende des Telekom Vertrages anschließen wird, um die eigenen Kosten zu minimieren.

Bei der Herstellung des Anschlusses wollte die DG unser Leerrohr verwenden. Leider konnten wir keine Informationen bezüglich Tiefe und Länge des Leerrohres liefern. Also mussten 2 Mitarbeiter stundenlang graben, um in einer Tiefe von 1,5 m das Leerrohr zu finden.

Einige Wochen vorher haben Wespen beschlossen, sich bei uns im Rollladen des Küchenfensters einzunisten. Dabei wurde die Styropordämmung teilweise zerstört. Der Schädlingsbekämpfer hat die Wespen zwar vertrieben, aber der verklebte  Rollladen kann durch die Bauarbeiten der Wespen nur schwer bedient werden.

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Glasfaser ante portas

Wunder werden war:  Die Einwohner von Borsdorf können jetzt entscheiden, ob Sie Internet per Glasfaser haben wollen oder weiter langsames DSL der Telekom. Unser rühriger Bürgermeister hatte die „Deutsche Telekom“ schon lange nicht mehr lieb und die „Deutsche Glasfaser“ suchte Partner, um auch in Sachsen Fuß zu fassen. Voraussetzung ist allerdings, dass sich mindestens 40 % der Einwohner für einen Glasfaseranschluss entscheiden. Die Ortsteile Zweenfurt und Borsdorf haben dieses Quorum bereits  erreicht. Wir haben 400 Mbit Download und 200 Mbit Upload gebucht  und bezahlen dafür fast den gleichen Preis, den uns die Telekom für 16 MBit berechnet.  Die Kosten  für den Hausanschluss werden bis zu einer Höhe von € 750,- von der Deutschen Glasfaser übernommen.  Die Bauarbeiten sollen Anfang März beginnen.

Kaum war die Entscheidung für die „Deutsche Glasfaser“ gefallen, begann die Telekom ihrerseits mit dem Glasfaser-Ausbau und errichtete noch im Dezember VDSL-Knoten in Borsdorf. Diese sind zwar noch nicht in Betrieb, aber die Telekom hat bereits begonnen frühere Kunden, die Verträge mit der „Deutsche Glasfaser“ abgeschlossen haben, telefonisch zur Rückkehr zu bewegen: Da unser Vertrag mit der Telekom noch nicht gekündigt worden sei, müssten wir ein weiteres Jahr  Gebühren zahlen. Ein Rückruf bei der Deutschen Glasfaser ergab, dass unser Anschluss bereits vollständig gekündigt wurde, die Telekom die Kündigung aber noch nicht bestätigt hat. Bis zur Übernahme der Rufnummer von der Telekom werden die vertraglichen Kosten von der Deutschen Glasfaser gutgeschrieben (max. 12 Monate).

Da die Telekom für die letzte Meile nach wie vor vorhandene Kupferkabel benutzt, können nur Anschlüsse, die nahe am Knoten liegen die theoretisch mögliche Transferrate von 250 Mbit erreichen. Weit entfernten Kunden garantiert die Telekom maximal 50 MBit.

Es ist sehr zu begrüßen, dass  die Bundesregierung endlich einen Gesetzentwurf gegen den „Glasfaserkannibalismus“ veröffentlicht hat. Demzufolge können die Telekom  und andere ihre Kabel nicht mehr in Gräben legen, die sie nicht selber ausgehoben haben. Durch dieses Verhalten wird der Glasfaserausbau sehr behindert. Wenn ein entsprechendes Gesetz käme, könnten Firmen,  die in den Glasfaserausbau investieren zu sicheren Erlösen kommen. Leider ist es seit einem halben Jahr nicht zur Verabschiedung eines Gesetzes gekommen.

Vor 2 Wochen hat DG-Generalunternehmer „Terrado“ aus Wesel mit der Glasfaser-Verlegung begonnen. Diese Arbeiten werden  – bis auf wenige Ausnahmen – von osteuropäischen Arbeitern durchgeführt.  Die DG erwartet, dass bis Ende 2019 alle Kunden angeschlossen sind.  Wer Tiefbauarbeiten durchführt  benötigt „Schachtscheine“,  um die maximale  Grabtiefe zu kennen. Da die reale Tiefe wesentlich geringer war als im Schachtschein angegeben, wurde Stromleitung für Borsdorf-Süd von einer Grabfräse unterbrochen. Nach 8 Stunden hatten wir wieder Strom . Zwei Wasserleitungen wurden ebenfalls beschädigt.

Jetzt den „LTE-Turbo“ zünden?

Im Dezember 2017 hat die Telekom Deutschland GmbH drei Postwurfsendungen mit der Überschrift „MAGENTA ZUHAUSE HYBRID“ in Borsdorf verteilen lassen. Geworben wurde mit der Schlagzeile: „JETZT ZUHAUSE DEN LTE-TURBO ZÜNDEN UND MIT BIS ZU 50 MBIT/SEK ZUSÄTZLICH SURFEN“ und noch „60 € Highspeed-Bonus“ sichern. Wenn Sie wissen wollen, was von dem wundersamen „LTE-Turbo“ zu halten ist, dann können Sie hier  die Erfahrungen eines Hybrid-Anwenders aus Borsdorf lesen.

Was meint die Telekom mit „Hybrid“?
Allgemein versteht man in der Technik unter Hybrid ein System, das zwei Technologien, in diesem Fall – DSL (Kabel) und LTE (Funk) – miteinander kombiniert. Zum einen werden Daten über DSL vom Hybrid-Router mit einer Geschwindigkeit von ca. 15 bis 16 Mbit/s bezogen. Zum anderen versucht der Hybrid-Router einen LTE-Mast in der Nähe zu finden, der Daten per Funk senden kann. Für Borsdorf und Panitzsch liefert der Mast in Panitzsch die besten Ergebnisse, wenn der Router entsprechend ausgerichtet ist und das Signal durch Gebäude nicht gestört wird. Wir benutzen Hybrid seit einem Jahr und können bestätigen, dass diese Technik funktioniert und Ausfallzeiten kaum vorkommen. So weit so gut.  Aber wie hoch ist der Zugewinn in der Datenübertragung, den ein Telekom-Kunde durch die Hybrid Technik erhält? Wir haben mit dem Telekom Server „speedtest.t-online.de“ folgende Erfahrungen gemacht:

Download  von 8 bis 24 Uhr:   22 Mbit/s      +   6 Mbit/s
Download von 0 bis 8 Uhr   :    24 Mbit/s     +   8 Mbit/s

Upload von 8 bis 24 Uhr:  12 Mbit/s            + 10 Mbit/s
Upload  von 0 bis 8 Uhr :   13 Mbit/s            + 11 Mbit/s

Die von der Telekom angezeigten Übertragungswerte sind fast immer 10 % größer als die anderer Test-Programme. Der Upload hat sich um den Faktor 4 verbessert. Der Zugewinn im Download – und auf den kommt es an – hat uns aber sehr enttäuscht. Einen laut Telekom möglichen Download von bis zu 50 Mbit/s haben wir nie erreicht. Allerdings hatten wir das Gefühl, dass es etwas schneller geht. Das kann auch eine Folge des verbesserten Uploads sein. Internet-Radio mit 320 Mbit/s und paralleles Surfen an einem 2 Computer ist meistens flüssig möglich. Die Telekom begrenzt – wie verspochen – das Datenvolumen nicht, so dass täglicher Download im Gigabyte Bereich möglich ist.

Dieses Ergebnis dokumentiert unsere Erfahrungen und erhebt keinerlei Anspruch auf allgemeine Gültigkeit. Bitte beachten Sie, dass diese Werte mit Standort, Zeit, Auslastung der Server und der Anzahl der Messungen variieren. Getestet wurde mit „speedtest.t-online.de“ und anderen frei erhältlichen Programmen.

Die Möglichkeit, sich durch eine Dachantenne mehr Datentransfer zu verschaffen, wird schwierig. Denn Innerhalb der LTE-Funkzelle existiert eine Priorisierung der Bandbreite, die dafür sorgt, dass zuerst Kunden mit Sprachnachrichten und dann Kunden mit Volumentarifen („via Funk“ oder Handy’s) bedient werden. Hybrid-Kunden erhalten nur den Teil der Bandbreite, den andere Klassen nicht verwenden. Zusätzlich garantieren die AGB’s der Telekom keine Bandbreite, da LTE ein „Geteiltes Medium“ ist. LTE wird erst dann zum DSL-Signal zugeschaltet, wenn dessen Auslastung mehr als 8o% beträgt. Entscheidend für den Hybrid-Zugewinn ist, dass man eine Funkzelle erreicht, die nicht ausgelastet ist. Es kann aber passieren, dass eine kaum ausgelastete Funkzelle von der Telekom abgeschaltet wird.
Anwender der weitverbreiteten Fritz!box haben bei der Verwendung von Telekom-Hybrid ein großes Problem.  Das „LTE/DSL“ Signal kann nur der Telekom-Hybrid Router liefern. Die Einrichtung der Fritz!box und der dort ggf. angeschlossenen Telefone muss geändert werden. Eine gute, aber nicht einfache, Anleitung gibt’s im Internet.

Fazit: Telekom-Hybrid ist ein kleiner Fortschritt mit zusätzlichen monatlichen 9,95 € Mietkosten.

Eine versprochene Übertragungsrate von „bis zu XXX Mbit/s“ ist eigentlich nichts wert, wenn nicht sicher ist, dass die beworbene Leistung jederzeit realisiert werden kann. Dies gilt für alle Internet-Provider. Es besteht Hoffnung, dass der Gesetzgeber die Internet-Anbieter in dieser Legislaturperiode dazu verpflichten wird, nur mit festen und verbindlichen Transferraten Werbung zu betreiben.

Ende Oktober 2017 haben die Gemeinden Borsdorf, Brandis und Naunhof beschlossen, den Breiband-Ausbau gemeinsam voranzutreiben: „Der Borsdorfer Gemeinderat beschloss am einstimmig eine Absichtserklärung, die gleichlautend auch den anderen Parlamenten vorliegt. Die vier Kommunen wollen demnach eine „erhebliche Verbesserung der Versorgungssituation der Haushalte und Gewerbetreibenden“, also „mindestens 100 Mbit/s im Downstream für alle Anschlüsse“. Ausbauprojekte und Fördermodelle sollen abgestimmt, die Gründung einer Betreibergesellschaft oder eines Zweckverbandes, der Netzausbau und -betrieb sowie das Dienstangebot umsetzt, geprüft und Förderanträge gemeinsam eingereicht werden.“ Quelle:
http://www.lvz.de/Region/Wurzen/Borsdorf-sucht-bei-Breitbandausbau-Schulterschluss

Wir sind gespannt, ob dieser Absicht in absehbarer Zeit auch Taten folgen. Dass die Telekom gerade jetzt eine „Bonus“-Werbung bzgl. Hybrid startet, lässt vermuten, dass dies eine Reaktion auf den Versuch der Gemeinden ist, den Breitband-Ausbau selbst in die Hand zu nehmen.